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Auch das Entwickelungsgesetz koennte in jener Welt ein total anderes sein, als in der unsrigen, ganz abgesehen davon, dass selbst unser Weltbild, wie Boltzmann gezeigt hat, es nicht nur fuer moeglich erklaert, sondern mit Sicherheit ausspricht, dass es bereits im Räume Z Teile giebt, fuer die unser Entropiesatz aufhoert die Vorgaenge zu beherrschen.

Hoeren wir auf mit zwecklosem Phantasieren! Das moderne Weltbild, welches der gegenwaertigen Physik entnommen ist, giebt uns nicht das entfernteste Recht auch nur den Raum Z fuer homogen zu halten. Eher das Gegenteil! Werfen wir einen Blick auf die uns umgebende lebendige Welt, auf die Fauna und auf die Flora! Welch endlose Mannigfaltigkeiten treten uns da entgegen! Allerdings hat es sich gezeigt, dass alle diese Mannigfaltigkeiten doch auch manches Gemeinsame besitzen; es genuegt wohl an den Zellenbau und an die Eiweisskoerper zu erinnern. Analog ist es ja moeglich, dass allen Teilen des Raumes Z oder auch des Universum gewisse Erscheinungen gemeinsam sind. Uns sind sie unbekannt.

Wer durch oberflaechliche Kenntniss der physikalischen Erscheinungen und Gesetze sich verfuehren laesst, ihre Anwendbarkeit fuer das Universum, oder auch nur fuer den Raum Z zu behaupten, der treibt Missbrauch mit der Wissenschaft und richtet schweren Schaden an in den Koepfen der wissensdurstigen, leichtglaeubigen Leser, die ein falsches Bild erhalten von dem, was die Wissenschaft leistet und von dem, was sie leisten kann. Eine schwere Verantwortung trifft diese Forscher, die sich nicht selten eines grossen Erfolges, einer faszinierenden, beinahe hypnotisierenden Wirkung auf die irregefuehrten Leser erfreuen.

Den Fehler, den diese Forscher begehen, koennte man am einfachsten vielleicht als einen verallgemeinerten Antropomorphismus bezeichnen: die dem Menschen bekannte und begreifliche Welt muss die einzige moegliche Welt sein!

Auf die Frage nach den Eigenschaften des Universum muessen wir also offen und ehrlich sagen: ignoramus! Muessen wir aber durchaus auch sagen: ignorabimus? Nein! dazu ist kein zwingender Grund vorhanden. Die Zukunft kann solche Entdeckungen, insbesondere aber solche neue Ideen bringen, dass das Raetsel des Universum geloest oder wenigstens einer Loesung genaehert wird. Es sind in den letzten Jahren ganz neue, kuehne Gedanken aufgetaucht ueber die verborgenen Eigenschaften von Raum und Zeit; den Anstoss zu ihnen