ADB:Ulrich III. (Herr von Hanau)

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Artikel „Ulrich III. von Hanau“ von Heinrich Reimer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 221–222, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ulrich_III._(Herr_von_Hanau)&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 11:42 Uhr UTC)
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Ulrich III. von Hanau, geboren nach 1310, † 1370 vor 24. Juni. Durch glückliche Heirathen und durch die Gunsterweisungen deutscher Könige, denen sie sich eng anschlossen, errang das bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts ziemlich unbedeutende Dynastengeschlecht der Herren von Hanau seit Reinhard († 1281) und Ulrich I. († 1306) größeren Einfluß im südlichen Theile der Wetterau. Ulrich I., der den König Rudolf auf einem Zuge nach Oesterreich begleitet hatte und mit den benachbarten mächtigen Fürsten in gute Beziehungen getreten war, dem auch zeitweise die Landesverwaltung im Stift Fulda übertragen [222] wurde, wußte sich dem König Albrecht werth zu machen: wir finden ihn im J. 1300 als seinen Landvogt in der Wetterau und am Mittelrhein und als königlichen Bevollmächtigten zur Werbung von Anhängern. Sein junger Sohn und Nachfolger Ulrich II. zog 1310 mit König Johann nach Böhmen, 1311 mit Pfalzgraf Ruprecht nach Italien und schloß sich 1314 Ludwig dem Baiern an. Er wird als tapfer und beredt geschildert. Seinen Besitz wußte er durch Kauf und Pfandschaften zu mehren, aber seine Versuche, Stadt und Burg Gelnhausen als Pfandschaft zu erwerben (1326–1330), scheiterten und seinen Bemühungen, Reichsgut an sich zu bringen, trat namentlich die vom Kaiser begünstigte Stadt Frankfurt entgegen. Der Zersplitterung des Hausbesitzes suchte er 1339 und 1348 durch Bestimmungen über die Erbfolge vorzubeugen.

Der älteste Sohn, Ulrich III., war beim Tode des Vaters etwa 35 Jahre alt. Er hatte schon in den letzten Jahren an der Regierung theilgenommen und leitete seit 1343 mit Kuno von Falkenstein als Vormund die Falkenstein-Münzenbergische Regierung. Nach Kaiser Ludwig’s Tode schloß er sich, wie die übrigen Herren der Wetterau und im Gegensatze zu den Reichsstädten eng an Karl IV. an, hierbei alten Beziehungen der beiderseitigen Väter folgend. Daß seine Dienste dem Könige von Werth waren, ersieht man aus zahlreichen Gnadenerweisungen. U. nimmt in den folgenden Jahren geradezu eine Vertrauensstellung für die Angelegenheiten der Wetterau ein, deren Landvogt er von 1349 an bis zu seinem Tode blieb. Als solcher hatte er in den Jahren von 1356 bis 1366 mehrfach größere Kämpfe auszufechten; so gegen Philipp v. Isenburg-Grensau, dessen Hauptfeste Vilmar 1359 gebrochen wurde, und gegen den thatkräftigen und rücksichtslosen Philipp d. ä. von Falkenstein. Ob U. in diesen Kämpfen militärische Tüchtigkeit bewiesen, läßt sich nicht ersehen, doch scheint sein Ansehen beim Kaiser durch den erfolglosen Verlauf des zweiten Krieges gelitten zu haben. Schon Ulrich II. war ein guter Haushalter gewesen und noch mehr sehen wir dies bei seinem Sohne, der stets Geld zur Verfügung hatte und während der langdauernden Kriege nicht nur ohne Schulden auskam, sondern auch den verbündeten Reichsstädten Vorschüsse machen konnte. Den verpfändeten Antheil an den Münzenberger Städten löste er ein und mehrte den Hausbesitz durch Kauf in der Nähe der alten Stammgüter und namentlich an der oberen Kinzig, zur Vervollständigung der durch die Rieneckische Erbschaft dort erworbenen Besitzungen. Hier bereitete er die Aufnahme des Klosters Schlüchtern in den hanauischen Machtbereich vor und wußte rund um die den Grafen von Schwarzburg verpfändete Reichsstadt Gelnhausen festen Fuß zu fassen. Wichtiger wäre es für ihn gewesen, wenn er sich in der mächtigen Stadt Frankfurt den herrschenden Einfluß hätte erringen können. Aber nachdem er dort das Schultheißenamt und andere Reichsrechte sowie größere Einkünfte schon erworben und den zwischen dem Rath und den Handwerkern ausgebrochenen Streit zu stärkerer Einmischung zu benutzen gesucht hatte, gelang es der Gegenpartei, namentlich den Bemühungen des reichen Bürgers Siegfried zum Paradiese, ihm die Gunst des Kaisers zeitweise ganz zu entziehen und ihn aus der in der Stadt gewonnenen Stellung zu verdrängen. Doch hinterließ Ulrich III., als er etwa 60jährig im Sommer 1370 starb, seinem einzigen weltlichen Sohne Ulrich IV. eine vergrößerte Herrschaft, einen angesehenen Namen und einen gefüllten Schatz.

Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemal. Provinz Hanau II, III. – Rehm, Diplomat. Gesch. der Herren u. Grafen v. Hanau, in der Zeitschr. d. hess. Geschichtsvereins N. F. III.