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92 Gian Peder Gregori, Manfred Gross, Vincenzo Todisco, Marco Trezzini


sprachigkeit in unserem Kanton nimmt dabei eine zentrale Stellung ein und zeigt die Bedingungen einer gelebten Mehrsprachigkeit im Spannungsfeld von Mehrheits- und Minderheitssprache, Schule und sprachlicher Integration. Was die Schule anbelangt, spielt die Pädagogische Hochschule Graubünden, an der die Autoren des Beitrags als Dozenten und Sprachwissenschaftler tätig sind, eine wichtige Rolle, bildet sie doch Lehrpersonen aus, die das neue Fremdsprachenkonzept an der Schule umsetzen und tragen müssen. Das dritte Kapitel zeigt, auch mittels übersichtlicher Schulsprachkarten, die komplexe Situation der Schulsprachen im Kanton Graubünden auf. Dazu gehören die zweisprachigen und immersiven Schulen genauso wie die einsprachigen Schulen der verschiedenen Sprachregionen. Auf die romanische Schule wird als besonderes Modell speziell eingegangen. Das vierte Kapitel geht auf die so genannte Mehrsprachigkeitsdidaktik ein. Dieses Modell für einen umfangreichen und möglichst effizienten Fremdsprachenunterricht wird als viel versprechender Ansatz für einen erfolgreichen Unterricht in mehreren Sprachen angesehen. Allerdings wird nicht verschwiegen, dass ein solches Modell bestimmte Rahmenbedingungen voraussetzt, ohne die seine Umsetzung unmöglich ist.

2. Mehrsprachigkeit im Kanton Graubünden

2.1. Sprachsituation Graubünden

Graubünden ist der einzige dreisprachige Kanton der Schweiz, verfassungsrechtlich. Das weiss mittlerweile jedes Schulkind. Die traditionelle Dreisprachigkeit Graubündens ist aber längst zur Vielsprachigkeit geworden, so wie die viersprachige Schweiz zu einem vielsprachigen Land mutiert hat. Neben den drei Kantonssprachen Deutsch, Rätoromanisch und Italienisch werden in Graubünden unzählige weitere Sprachen gesprochen (und auch geschrieben), Sprachen von Zuzüglern von nah und fern, von Niedergelassenen und Eingebürgerten, Gastarbeitern und Gästen aus der ganzen Welt, ausgestattet mit einer eigenen Sprache und Kultur. So ist eine hochkomplexe Sprachlandschaft entstanden, in der viele Kräfte zusammenwirken. Die Migration und die vielfältigen internationalen Kontakte stellen die Schule, Wirtschaft und Verwaltung vor neue Herausforderungen. Anderseits eröffnet gerade das sprachliche Kapital, wie eine im November 2010 erschienene umfassende wissenschaftliche Studie des Nationalfonds2 zeigt, auch grosse Chancen, da die internationalen Verflechtungen Sprachenkenntnisse nötiger machen denn je. 2 Haas (2010). Das Buch ist eine Synthese der 26 Projekte, welche Forschende aus allen Regionen des Landes im Rahmen des Forschungsprogrammes erarbeitet haben.