Pagina:Decurtins - Rätoromanische chrestomathie, III.djvu/8

Da Wikisource.

VII

Vorwort. … …

Wie die textliche Überlieferung des rätoromanischen Liedes, so fallen auch die Sangesweisen immer mehr der Vergessenheit anheim. Gehören sie doch so enge zusammen, Lied und Weise, dass der Untergang des einen den Tod des anderen bedeutet! Und immer seltener werden die Frauen und Männer, die einen reichen Schatz an alten Liedern und ihren Weisen ihr eigen nennen. Darum haben wir uns daran gewagt, wie die Texte so auch die Weisen unserer Lieder zu retten. Aber hier bedurften wir mehr als auf irgend einem anderen Gebiete freundlicher und sachkundiger … Hilfe. Wir haben sie gefunden bei Frau Professor Julie Lombriser, geb. Stöcklin in Freiburg, die sich auf unsere Bitte der Aufgabe unterzog, die Weisen der Volkslieder, die an den Ufern des jungen Rheins sich erhalten haben, aufzuzeichnen. … Es geschah teils in unserem Hause zu Truns, teils auf Wanderungen durch die Gruob und das Lugnetz. Dass diese Aufgabe eine mühevolle war, braucht nicht auseinandergesetzt zu werden; wie oft mussten die alten Weisen zitternden Lippen abgelauscht … werden, und wie viel peinliche Sorgfalt erforderte ihre Fixierung! Frau Lombriser hat sich der schwierigen Arbeit mit ebenso viel Ausdauer wie feinem Verständnis gewidmet.

Zunächst verlangten jene Volkslieder, deren Texte in Band II unserer Chrestomathie gedruckt vorliegen, nach ihrem musikalischen Ausdruck. Wir zogen aber auch die bereits in Band I veröffentlichten … Volkslieder historischen und religiösen Charakters heran.