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Schule und Mehrsprachigkeit im Kanton Graubünden1 1

Gian Peder Gregori, Manfred Gross
Vincenzo Todisco, Marco Trezzini
Scola auta da pedagogia dal Grischun, Coira

1. Einleitung

Der Sprachunterricht befindet sich im Umbruch, auch und vor allem im Kanton Graubünden. Die zweisprachigen Schulen haben in den Sprachgrenzgemeinden in den letzten Jahren stetig zugenommen und wir stehen kurz vor der Einführung von Englisch als zweiter obligatorischer Fremdsprache in der Primarschule. Zwei Fremdsprachen an der Primarschule stellen die Lehrpersonen und die Lernenden vor neue Herausforderungen. Didaktische und methodische Neuer ungen werden gef ragt sein. Viele befürchten zudem eine Überforderung der Kinder. Kann sich Graubünden, als einziger dreisprachiger Kanton der Schweiz und in mancher Hinsicht als Modell für ein f riedliches und konstruktives Nebeneinander (und hoffentlich immer mehr Miteinander) dreier verschiedener Kantonssprachen und Sprachregionen ein Scheitern bei der Umsetzung des neuen Sprachenkonzepts in der Schule leisten? Die Antwort der Autoren dieses Beitrags lautet klar nein. Nicht nur, dass wegen der zu er wartenden Schwierigkeiten ein Scheitern des Unterrichts zweier Fremdsprachen eine schlechte Sache für Graubünden wäre, sondern die Autoren glauben vielmehr, dass eine erfolgreiche Didaktik der Mehrsprachigkeit sehr wohl möglich ist, ja, sich für den Kanton Graubünden sozusagen aufdrängt. Zwei Fremdsprachen in der Primarschule sind gesetzt. Daran gibt es (im Moment) nichts zur rütteln. Es geht also darum, eine zuversichtliche, positiv motivierte Umsetzung des Schulsprachenkonzeptes anzustreben. Die Autoren dieses Beitrags sind überzeugt, dass dies möglich ist, allerdings nur, wenn bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sind. Der Beitrag zeigt zunächst die komplexe Sprachsituation unseres Kantons mit seinen drei Sprachregionen und Kantonssprachen auf. Fakten und Zahlen illustrieren die Sprachverhältnisse und die soziolinguistischen Gegebenheiten. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Mehrsprachigkeit geworfen, die sich

hin bis zur Bündner Sprachenpolitik auswirkt. Das Funktionieren der Mehr1

  1. Dieser Artikel ist (mit einem weiteren 5. Kapitel, der hier nicht abgedruckt wird) erstmals im Bündner Monatsblatt (2011) 3-34 erschienen. Er ergänzt die Übersicht über die Präsenz des Ladinischen an den Schulen in den Dolomiten und in Friaul in idealer Weise. Wir danken deswegen den Autoren und dem Verlag Casanova, Chur, her zlich für die gewährte Erlaubnis zum Wiederabdruck.