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429 ÜBER DEN URSPRUNG DES GESTIRNKULTUS

den zwei anderen Himmelslichten auffallendste Objekt des Himmels. So erwähnt Homeros Sonne, Mond und Morgen? und Abendstern — damals wusste man noch nicht, dass diese beiden identisch waren — und ausserdem, Sirius und Arktur sowie einige auffallende Sternbilder, nämlich die Plejaden, die Hyaden, Orion und den grossen Bären.1 Die Periode des Lichtwechsels der Venus umfasst recht genau 1,6 Jahre, so dass die Mexikaner für ihre Berechnungen feststellten, dass 8 Sonnenjahre gleich 5 Venusperioden, oder 104 Sonnenjahre 146 Tonalamatl und gleich 65 Venusperioden sind.

Danach wurde die mexikanische Religion ausgebildet. Alfrede Ohavero2 beschreibt sie folgendermassen: « Der schöpfende Vater war der Himmel, Xiuhteeutli, der azurblaue Herr. Die Mutter war Omeeihuatl, die Milchstrasse, die doppelte Frau. Jener wirkte auf diese durch Feuer ein, aus ihrem kosmischen Stoff wurden die Sterne losgelöst, von welchen die wichtigsten waren Tonatiuh, die Sonne, Tezeatlipoea, der Mond, und Quetzalcoatl, die Venus. Diese wurden zu Hauptgöttern erhoben. Um sie anbeten zu können, stellte man sie sich in menschlicher Gestalt vor. Myriaden von Götterstandbildern, diese Sterngötter darstellend wurden zu religiösen Zwecken aus Ton, Holz oder Stein angefertigt ».

Da ein Jahr nicht genau 302 Tage umfasst, führten die Mexikaner sehr frühzeitig Schaltjahre ein, ebenso war die Venusperiode nicht genau 1,6 Jahr (= 584 Tage) sondern etwa zwei Stunden kürzer. Für diese Ungenauigkeit wurde eine dem Schalttage ähnliche aber negative Korrektion eingeführt. In genau gleicher Weise halfen sich die Babylonier und die Ägypter. Diese benutzten Beobachtungen über die Stellung des Sirius auf dem Himmel um die Verschiebungen der Jahreszeiten auszubessern.

Auch in Babylon wurde die Venus mit der Sonne und dem Mond ungefähr gleichgestellt, indem sie in die Triade Sin, Shamash und Ishtar aufgenommen wurde. Bei den übrigen Semiten und den Arabern spielte sie dieselbe Rolle und war Mitglied der Hauptgötter-Triade. Als Zeichen ihrer himmlischen

  1. Günther und Windelband: Geschichte der antiken Naturwissenschaft und Philosophie. S. 65, 1888.
  2. Chavero: Congress of Arts and Science. St. Louis, 1904. Bd. 5, S. 521. 1906.