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Pagina:Il ladino nel sistema formativo.djvu/133

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135 Prejentazion dl segondo volum dla seria Sprachen im Vergleich

nisch analog verhält. Denn in beiden Fällen übernimmt das Expletivum im Satz die Funktion des grammatischen Subjekts. Nachdem sowohl im Deutschen als auch im Ladinischen das Verb im Hauptsatz an zweiter Stelle auftreten muss, wird das Expletivum invertiert, d. h. es kommt hinter dem Verb zu stehen, wenn die erste Satzposition durch ein anderes Element, wie hier durch eine Temporalangabe, eingenommen wird. Das Italienische kommt ganz ohne explizites grammatisches Subjekt aus, bedarf daher keines expletiven Subjekts. Es ist diesbezüglich also typologisch anders einzustufen. Doch nicht in allen Satzkonstellationen verhalten sich die Expletiva im Deutschen und im Ladinischen gleich, wie folgende Beispielsätze zeigen:

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D Es wurden zw ei Bäume geschnitten. Zwei Bäume wurden geschnitten.
G L ie unì taià doi lëns. Doi lëns iel unì taià.
B Al é gnü taié dui lëgns. Dui lëgns él gnü taié.

I Sono stati tagliati due alberi. Due alberi sono stati tagliati. Diese Sätze haben passivische Struktur. Im Deutschen dient das Expletivum in diesem Fall nicht als grammatisches Subjekt, sondern als Vorfeldplatzhalter. Nachdem das Verb im Hauptsatz in zweiter Position auftreten muss, daher nicht den Satz einleiten kann, muss diese Position durch einen Platzhalter besetzt werden. Diese Rolle übernimmt das Expletivum es. Es ist damit ein reines Füllelement, ohne Inhalt und demnach auch ohne außersprachlichen Bezug. Es ist auch nicht das grammatische Subjekt, was schon daran erkennbar ist, dass das Verb nicht mit ihm, sondern mit dem nachgestellten pluralischen Patiens übereinstimmt. Der Patiens, also die Größe, welche die ausgedrückte Handlung erleidet, ist daher eindeutig als das grammatische Subjekt des passivischen Satzes ausgewiesen. Nicht so im Ladinischen: Hier bleibt das Expletivum grammatisches Subjekt und wird auch nicht getilgt, wenn die erste Satzposition durch ein anderes Element besetzt wird. Es wird dann ganz einfach invertiert. Als grammatisches Subjekt bestimmt es auch die Kongruenz mit dem Verb, das demnach im Singular und nicht wie im deutschen Satz im Plural erscheint. Das Expletivum leistet im Ladinischen in seiner enklitischen Position noch etwas Zusätzliches, was es im Deutschen in analoger Verwendung nicht kann. Es zeigt nämlich an, welche Elemente im Fokus sind und daher die neue Information vermitteln. In dieser Satzkonstruktion mit enklitischem Expletivum kommt es nämlich darauf an hervorzuheben, dass das, was geschnitten worden ist, zwei Bäume sind. Der entsprechende Satz könnte daher die Antwort auf folgende Frage sein: Cie iel pa unì taià? “Was ist geschnitten worden?” Würde hingegen der Fokus auf das Geschnittenwordensein gelenkt