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Pagina:Il ladino nel sistema formativo.djvu/93

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95 Schule und Mehrsprachigkeit im Kanton Graubünden


Muttersprache. Zieht man nämlich die Angaben der Volkszählung 2000 zum Gebrauch der Sprachen in der Familie, im Erwerbsleben und/oder in der Schule in Betracht (Umgangssprachen), so entsteht auch für die beiden Minderheitengruppen Romanisch und Italienisch ein weit positiveres Bild: Deutsch wird von 158 215 oder 84,6 % der bef ragten Personen verwendet, Romanisch von 40 257 (21,5 %) und Italienisch gar von 43 221 (23,1 %). Zwischen 1990 und 20001 hat die Mehrheitssprache Deutsch ihre Position sowohl als bestbeherrschte Sprache als auch als bestbeherrschte und gesprochene Sprache verstärkt. Die italienische Sprache hat ihre Präsenz als Umgangssprache verstärkt, als Hauptsprache hat sie aber einen leichten Rückgang erfahren. Das Romanische hat als gesprochene Sprache leicht, als bestbeherrschte Sprache stark eingebüsst.

In der Reihenfolge der Sprachen, wie sie von deren Sprechern in der Schweiz in der Volkszählung 2000 als bestbeherrschte Sprache angegeben wurden, liegt denn auch das Romanische lediglich an 11. Stelle, hinter dem Deutschen, Französischen, Italienischen, Serbischen, Kroatischen, Albanischen, Portugiesischen, Spanischen, Englischen und Türkischen.

2.2. Gesellschaftliche Vielsprachigkeit und individuelle Mehrsprachigkeit

So wichtig es ist statistisch zwischen der Haupt- und Umgangssprache zu unterscheiden, so unabdingbar ist es zwischen einer gesellschaftlichen Vielsprachigkeit und einer individuellen Mehrsprachigkeit zu trennen: vielsprachig sind der Kanton, die Regionen und die Gemeinden, mehrsprachig deren Bewohnerinnen und Bewohner. Die Dreisprachigkeit Graubündens geht auf die mittelalterlichen Siedlungsverhältnisse zurück. Bis 1800 war das Rätoromanische als gesprochene Sprache dominierend. Das 19. Jahrhundert brachte Wandel und Veränderungen, welche die Sprachgrenzen rasch verschoben. Die Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft, die verkehrstechnische Erschliessung der Täler und die allgemeine Mobilität führten vor allem in den Tourismusregionen Romanischbündens zu einer starken ethnischen und sprachlichen Durchmischung. Anderseits bewirkten die Veränderungen der Wirtschaftsstruktur, der Wandel vom primären zum tertiären Sektor eine Abwanderung vieler junger Menschen aus den romanischen und italienischen Tälern Graubündens in die Industrie- und Verwaltungszentren der deutschen Schweiz. Dieser Trend hält auch heute unvermindert an und zersplittert vor allem den romanischsprachigen

Raum immer mehr.

  1. Wirklich vergleichen lassen sich nur die Daten für die Jahre 1990 und 2000, die im Gegensatz zu den Volkszählungen vor 1880 nicht nach der Muttersprache, sondern nach der Haupt- und Umgangssprache erhoben wurden.